Islamkunde

Einblick in den Islam

Rechtsschule

Wir gehören der Rechtschule "Ahlus Sunnah wal Jamaah" an, türkisch "ehl-i sünnet vel cemaat" und zu Deutsch etwa "Volk der Tradition und der Einheit der Muslime". Diese Gruppierung gehört dem sunnitischen Islam an. Die Sunniten machen etwa 85% der muslimischen Weltbevölkerung aus. Bei den restlichen 15% handelt es sich um Schiiten. In Deutschland stellen die Sunniten mit einem Anteil von etwa 74% die Mehrheit der hier lebenden Muslime dar.

Was bedeutet Islam?

Das Wort Islam stammt aus dem Arabischen. Im Allgemeinen werden in der arabischen Sprache die Wörter aus Wortwurzeln von drei Konsonanten abgeleitet. Die Wurzel, aus der das Wort „Islam“ abgeleitet wird, lautet „S-L-M“. Islam bedeutet die freiwillige (!) Hingabe an Allah,  sich Allahs Willen unterwerfen. Von der Wortwurzel „S, L und M“ stammt auch das Wort Salam ab, was Friede und Sicherheit bedeutet.

Jemand, der sich zum Islam bekennt, wird als Muslim bezeichnet. Früher benutzte man in Deutschland auch das Wort Moslem. Im Zuge der Internationalisierung der Sprache hat sich Muslim als der Standard durchgesetzt. Muslim bedeutet so viel wie „der sich Allah hingibt“. Die weibliche Form lautet Muslima und die Pluralformen lauten Muslime und Muslimas. Muslime mögen übrigens nicht als „Mohammedaner“ bezeichnet werden, weil sie im Gegensatz zu Jesus im Christentum Muhammed nicht göttlich verehren. Aktuell leben in knapp 100 Ländern etwa 1,8 Milliarden Muslime. Weltweit hat nur noch das Christentum mit etwa 2,3 Milliarden noch mehr Anhänger.

Der Prophet Muhammed beschreibt einen Muslim als Jemanden, der sich stets so verhält, dass sich niemand unabhängig von seiner Religion vor seinen Worten und Taten zu fürchten hat.

Was bedeutet Allah?

Es gibt Linguisten, die die These vertreten, das Wort Allah sei aus dem arabischen „al“ und „ilah“ entstanden und würde „die Gottheit“ bedeuten. Arabischsprachige Christen und Juden verwenden das Wort Allah als Gottes-bezeichnung. Daher wird auch in der arabischen Bibelübersetzung Allah als die Bezeichnung für Gott verwendet. Nach islamischer Lehre wird Allah jedoch ausschließlich als der Name des einen und einzigen Gottes verstanden.
Das Gottesverständnis im Islam – Allahu akbar

Das zentrale Prinzip des Islams ist die Einheit und Einzigkeit Allahs. Dies wird als Tauhid bezeichnet. Die Sure 112 beschreibt dieses Prinzip wie folgt: „Er ist Allah, der Einzige. Allah ist auf niemanden angewiesen, aber alles und jeder ist auf ihn angewiesen. Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt. Und keiner ist Ihm ebenbürtig.“

Allah hat kein Geschlecht, er ist allmächtig, allwissend, allbarmherzig und allgegenwärtig. Er lenkt jegliches Geschehen und Handeln: was war, was ist und was sein wird. Er ist der Schöpfer aller Wesen und Welten, ist aber kein Teil von ihnen, denn er steht über allen und allem. Dies wird in dem Ausdruck „Allahu akbar“ deutlich. Es bedeutet „Allah ist der Größte bzw. der Großartigste“.

Muslime verwenden diesen Ausdruck tagtäglich um einerseits ihr Erstaunen und ihre Freude auszudrücken wie z.B. beim Betrachten eines Sonnenuntergangs oder in den Arm Nehmen eines neugeborenen Babys. Auch drücken sie damit ihr Entsetzen und ihre Anteilnahme aus, z.B. wenn Sie von einem Unglück erfahren. Und zu guter Letzt verwenden sie es um jemanden Trost zu spenden im Sinne von „das Leben geht weiter“, etwa nach einer nicht bestandenen Prüfung oder nach einem verlorenen Finalspiel beim Fußball.

Manchmal verwenden auch irrege-führte und scheinbare Muslime diesen Ausdruck missbräuchlich als Zeichen der Überlegenheit, der Verachtung und des Jubels über das Unglück anderer Menschen. Sie versuchen so ihren Gräueltaten eine göttliche Legimitation zu geben. Dies ist absolut falsch und widerwärtig.

Allah und Shirk

Glaubt man nicht an die Einheit und Einzigartigkeit Allahs, so begeht man „Shirk“. Shirk ist die größte aller Sünden. In Sure 4 Vers 116 heißt es, Allah könne jede Sünde außer Shirk vergeben. Shirk bedeutet aber nicht nur neben Allah eine andere Göttlichkeit anzuerkennen. Shirk liegt bereits vor, wenn einem von Allah erschaffen Wesen eine Allah zugeschriebene Eigenschaft zugeordnet wird. 

Es gibt allerdings auch sehr abwegige Auslegungen. So sehen manche Strömungen bereits darin Shirk im Friedhof den Koran zu rezitieren oder im Stillen für die dort liegenden Toten ein Gebet aufzusagen. Solche offensichtlich absurden Auslegungen sind vor allem in politischen Ideologien wie z.B. im Salafismus und Wahhabismus zu finden. Diese Ideologien instrumentalisieren den Islam, so wie er ihrem politischen Machtanspruch nützlich ist. Sie nehmen für sich in Anspruch, als einzige die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Abweichenden Meinungen werden als „unislamisch“ deklariert, nicht geduldet und verfolgt. Folglich werden Jene, die eine abweichende Meinung vertreten, zu „Ungläubigen“ erklärt. Die Anhänger dieser Ideologien bekämpfen nicht nur erbarmunslos wahrhaftige Muslime, sie gehen auch rücksichtslos gegen Nicht-Muslime vor. Dass sie ihr barbarisches Vorgehen mit dem Islam rechtfertigen und ihn der Öffentlichkeit als eine blutrünstige Religion präsentieren, kommt einer Schändung des Islams nach. Um einen Vergleich zu ziehen: Jemand, der sich als Humanist ausgibt, aber Gewalt gutheißt oder gar Morde begeht, kann kein Humanist sein, auch wenn er sich als solcher bezeichnet. So in etwa ist das Verhältnis dieser als Muslime bezeichneten Menschen zum Islam zu charakterisieren.

Allahs heilige Schriften

Nach islamischer Lehre hat Allah den Menschen immer wieder seine Offenbarungen mittels seiner Propheten zukommen lassen. Dabei löste die jüngere Schrift stets die ältere ab. Muslime erkennen alle ursprünglichen, unveränderten Schriften Allahs an wie z.B. die Tora und Psalmen sowie die Bibel. Sie glauben jedoch daran, dass Menschen jene Schriften entweder vergessen, verändert oder gar verfälscht haben und infolgedessen Allah eine neue Schrift verkündet hat. 

Bis zur Verkündung des Korans erhielten die Propheten zeitlich und räumlich gültige Botschaften. Der Koran wurde über einen Zeitraum von 23 Jahren durch den Erzengel Gabriel in arabischer Sprache der damaligen Zeit an Muhammed verkündet und beinhaltet Allahs letzten und endgültigen Botschaften. Der Koran ist zwar die Rede Allahs an eine bestimmte Gruppe Menschen in einer bestimmten Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit. Jedoch ist er zugleich eine zeitlose Offenbarung, er ist über Raum und Zeit erhaben und gültig bis zum Tag des Jüngsten Gerichts.

Muslime glauben daran, dass der im Koran erläuterte Islam die Fortführung der ein und selben Religion Allahs von Anfang an ist. Demnach war bereits der erste Mensch, Adam, ein Muslim und alle weiteren Propheten waren ebenfalls Muslime. Die Schriften wurden zwar immer wieder aktualisiert und präzisiert, die zentrale Botschaft lautete aber stets, dass es nur einen einzigen Gott, nämlich Allah, gibt. Demzufolge lautete das Glaubensbekenntnis zur Zeit Noahs „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt und ich bezeuge, dass Noah der Gesandte Allahs ist.“ Und dementsprechend zur Zeit Jesu „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt und ich bezeuge, dass Jesus der Gesandte Allahs ist.“ 

Der Koran nimmt direkten Bezug zu der vorherrschenden gesellschaftlichen Situation samt den Lebensumständen und Kultur im damaligen Arabien. Er spricht in diversen Versen direkt zu jenen Menschen, die mit Muhammed lebten, seien es welche, die ihm folgten oder ihn gar verfolgten. Er ist voller Metaphern, Analogien und Erzählungen. Ohne die historischen Hintergründe und die spezifischen Anlässe der Offenbarungen zu beachten, ohne die vorangehenden und folgenden Verse zu studieren und ohne sie in den Geist der Gesamtbotschaft einzuordnen, besteht die Gefahr aus den Versen zu missverständlichen Schlüssen zu gelangen. Das kann natürlich aus Unwissenheit passieren. Es ist aber leider der Regelfall, dass man sich bewusst dieser (Un)-Methodik bedient um die Botschaften seinem eigenen Gutdünken entsprechend auszulegen. Es ist zutiefst bemerkenswert, dass in der heutigen Öffentlichkeit zwei Seiten sehr präsent sind, die so vorgehen: einerseits die Extremisten und andererseits die sogenannten Islam-Kritiker. Es empört und entrüstet die aufrichtigen Muslime und macht sie darüber hinaus sehr traurig, wenn die Allgemeinheit die Ansichten dieser beiden Seiten unreflektiert akzeptiert. 

Verse aus dem Kontext herauszureißen, sie zu vermischen und neu zusammenzulegen um damit dann seine eigene politische Meinung zu stützen, ist kein dem Islam gerecht werdendes Vorgehen, und wissenschaftlich ist das Ganze sicher auch nicht. Leider werden beispielsweise immer wieder Verse, die sich auf eine konkrete damalige kriegerische Auseinandersetzung mit einem konkreten historischen Kontext  beziehen, herausgerissen um den Islam als gewalttätig abzustempeln. Die friedfertigen Muslime in Deutschland, die sich genauso zum Islam bekennen wie zum deutschen Rechtstaat, sind über diese Entwicklung besorgt. Es ist nun mal eine Tatsache, dass eine Religion nicht selber handeln kann. Wenn irregeleitete Unmenschen einen Anschlag begehen und dies mit dem Islam begründen, dann ist das auch ein Anschlag auf den Islam. Ein Hang zur Gewalt ist keineswegs eine islamische Begebenheit. Vielmehr ist der Islam der Weg der Glückseligkeit. Jeder nicht mit Vorurteilen belastete Beobachter kann die Friedensbotschaft des Islams erkennen; diese lassen sich übrigens auch theologisch begründen. So besagt beispielsweise die Sure 2 Vers 224, der Muslim solle zwischen den Menschen Frieden stiften. 

Propheten im Islam

Nach islamischer Auffassung sind Pro-pheten besonders fromme Menschen, frei von größeren Sünden. Allah erlegte Ihnen die Aufgabe auf seine Botschaften den Menschen zu verkünden und diese ihnen vorzuleben. Der Islam erkennt unter anderem Adam, Noah, Abaham, Ismael, Isaak, Jakob, Joseph, Moses, Aaron, David, Salomon, Elias, Jonas, Johannes, Zacharias und Jesus als Propheten an. Muslime achten und respektieren alle Propheten Allahs, sie geben daher ihren Kindern deren Namen. Auch den Lesern dieser Zeilen könnten Namen wie Adem (Adam), Yakup (Jakob), Musa (Moses) oder Isa (Jesus) bisher begegnet sein. Manche Propheten folgten anderen, nach dem diese verstarben. Andere wurden zu der gleichen Zeit eingesetzt wie z.B. Moses und Aaron. Muhammed ist für die Muslime das "Siegel der Propheten". Damit wird ausgedrückt, dass es nach ihm keinen weiteren Propheten mehr geben wird.
Die Gesellschaft in Arabien vor der Offenbarung des Koran

Die Zeit vor dem Islam wird von Muslimen als die Epoche der Unwissenheit bezeichnet, „Dschahiliyya“. Die arabische Gesellschaft war in Stämmen, Klans und Großfamilien gegliedert. Die Gesellschaftsordnung beruhte auf dem Recht des Stärkeren, die Ehre des Stamms war ein zentrales Element und Blutrache war üblich. Gehörte die Familie einem wohlhabenden Klan an, genoss man Ansehen und Wertschätzung. War das nicht der Fall, war man den Interessen der Obrigkeit schutzlos ausgeliefert. Frauen galten als eine gesellschaftliche Last und hatten daher keinerlei Rechte. So schloss beispielsweise das Erbrecht sie gänzlich aus, und sie bekamen nicht einmal beim Tod ihrer Ehemänner das Sorgerecht ihrer Kinder. Akzeptanz fanden Sie, wenn sie männlichen Nachwuchs gebaren; das war ihre Hauptaufgabe. Während neugeborene Söhne das Prestige der Familie, des Klans und des Stamms stärkte, wurden neugeborene Mädchen als wertlos und schändlich angesehen.

Das Pilgern an heilig bekannte Stätten war bereits vor der Zeit Muhammeds üblich; eines der wichtigsten Wall-fahrtsorte war die Kaaba in Mekka. In der Kaaba wurden mehrere Hundert Gottheiten aufbewahrt und verehrt. Nicht nur die Stämme verehrten zahlreiche Götter, auch die untergeordneten Klans und Großfamilien verehrten andere Gottheiten. Zum Teil hatte jede Großfamilie eine eigene Gottheit. Diese wurden ebenfalls in der Kaaba ausgestellt. 

Es gab allerdings auch einige wenige, die den Polytheismus ablehnten und Anhänger des Monotheismusglaubens ihres Vorfahren Abraham waren. Diese Personen wurden als „Hanif“ bezeichnet.
Der Prophet Muhammed

Muhammed wurde 571 n. Chr. in Mekka geboren. Seine Abstammung geht auf den Propheten Ismael, den Sohn Abrahams zurück. Muhammeds Vater Abdullah verstarb noch vor der Geburt Muhammeds. Seine Mutter Amina verlor er im Alter von sechs Jahren. Als Waise wuchs er zunächst bei seinem Großvater Abdul-Muttalib und später bei seinem Onkel Abu Talib auf. Diese waren beide Kaufleute und so war es naheliegend, dass auch Muhammed Kaufmann wurde. Bereits in jungen Jahren machte sich Muhammed als rechtschaffener Mensch einen Namen. Er war ehrlich, hilfsbereit, freundlich, höflich, bescheiden, großzügig und vertrauenswürdig, so dass er den Beinamen al-Amin (der Vertrauenswürdige) erhielt.

Die wohlhabende Kaufmannswitwe und Geschäftsfrau Chadischa (türkisch Hatice) war von seiner Frömmigkeit und seinen Charaktereigenschaften so beeindruckt, dass sie ihm einen Heiratsantrag machte. Zu diesem Zeitpunkt war sie etwa 40 Jahre alt und Muhammed 25. Sie heirateten und bekamen vier Töchter und zwei Söhne. Ihre Ehe hielt 25 Jahre; bis zu ihrem Tod blieb sie seine einzige Ehefrau.

Da in Mekka der Polytheismus allgegenwärtig war, zog Muhammed sich als Hanif noch vor seiner Berufung zum Propheten immer wieder in eine Höhle auf dem Berg Hira in der Nähe von Mekka zurück, wo er meditieren, beten und nachdenken konnte. Als er etwa 40 Jahre alt war, erschien ihm dort der Erzengel Gabriel, verkündete ihm seine Berufung zum Propheten und offenbarte ihm den ersten Vers des Korans. Seine Frau Chadischa und sein Vetter Ali, der bei ihnen aufwuchs, nahmen als erste den Islam an.

Muhammed predigte Barmherzigkeit, Sanftmut, Güte und Vergebung und lebte seine Botschaften vor. Als er bei einem Besuch in der Stadt Taif von einer Gruppe Menschen mit Steinen beworfen und verletzt wurde, betete er nicht etwa zu Allah, Er möge seine Angreifer bestrafen. Vielmehr betete er, Er möge ihnen vergeben, sie wüssten nicht, was sie taten.
Muhammed und die Entwicklung des Islams

Muhammed predigte nicht nur einen reinen Monotheismus. Seine Botschaften umfassten auch hohe moralische Werte wie Gerechtigkeit auf der Grundlage des Glaubens an Allah und Gleichberechtigung aller Menschen. Diese Botschaften drohten die unmenschlichen Praktiken und Bräuche der Machthaber zu entwurzeln. Die egoistischen, nach noch mehr materiellen Reichtum lechzenden Mächtigen sahen die bestehende Gesellschaftsordnung bedroht und lehnten daher seine Botschaften strikt ab. Nur einige wenige aus den wohlhabenden Familien bekannten sich zu Muhammed und seinen Botschaften, die meisten Muslime kamen aus den unteren Schichten der Gesellschaft.

Die Mächtigen der Stadt versuchten zuerst mit friedlichen Mitteln Muhammed zur Aufgabe seiner Positionen zu bewegen und boten ihm Macht- und Geldanreize an. Muhammed lehnte rigoros ab und erklärte: „Selbst wenn Ihr die Sonne in meine rechte Hand und den Mond in meine linke legen würdet, würde ich nicht von meinem Weg ablassen.“ Daraufhin verhängten diese einen Boykott der Muslime. Dieser beinhaltete nicht nur wirtschaftliche Aspekte, die Muslime wurden auch gesellschaftlich ausgegrenzt; der Kontakt zu Ihnen wurde verboten. Die wenigen Anhänger aus angesehenen Familien genossen weiterhin Sicherheit; sie wurden als irregeleitete Personen betrachtet. Die schutzlosen Anhänger wurden hingegen verfolgt, gefoltert und auch ermordet. In dieser Zeit des Boykotts verarmte die Familie Muhammeds. Um den Muslimen zu helfen, opferte Chadischa gänzlich ihr Reichtum auf. Sie starb als eine arme Frau ohne jeglichen Besitz. Kurze Zeit nach ihrem Tod verstarb auch Muhammeds Onkel Abu Talip. Dieser hatte für Muhammed und seiner Familie noch etwas Schutz bieten können, so dass sie ihrer Leben noch sicher sein konnten. Nach seinem Tod bekam Muhammed die Offenbarung nach Yathrib auszuwandern. Diese Auswanderung wird in der islamischen Welt als Hidschra bezeichnet und stellt den Beginn der islamischen Kalenderrechnung dar.

Zum Zeitpunkt der Hidschra herrschten in Yathrib andere Gesellschaftsstrukturen als in Mekka. Die Bevölkerung bestand aus rivalisierenden Stämmen, die Stammeskonflikte bestimmten das Leben. Muhammed wurde zum Heilsbringer und übernahm die Funktion eines Schiedsrichters und Anführers. Einer seiner ersten Handlungen war die Stadt in Medina umzubenennen.

In Medina konzentrierten sich die Muslime in Freiheit auf ein Leben nach der islamischen Lehre. Die beiden wichtigsten Stämme Medinas nahmen den Islam an und der Polytheismus fand ein Ende. Natürlich wurden nicht alle gleich mit Herzen Muslime. Manche nahmen auch aus rein opportunistischen Gründen den Islam an. Und weiterhin gab es noch eine jüdische Gemeinde. Muhammed entwickelte einen Gemeindevertrag, eine schriftlich verankerte Verfassung der Stadt, die jedem Bewohner unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit, seines Gechlechts oder seines gesellschaftlichen Ansehens Sicherheit garantierte. Er legte allen Menschen gegenseitige Toleranz ans Herz und forderte ausdrücklich unabhängig vom Glauben miteinander stets gütig umzugehen. Über Muslime äußerte er sich folgendermaßen: „Ein Muslim ist ein Mensch, der mit allen gut auskommt und mit dem Andere gut auskommen können.“
 
Die Mekkaner sahen in der immer stärker werdenden muslimischen Gemeinde eine Gefahr für ihre Macht und setzten Strategien um diese zu vernichten. So kam zu einer Isolationspolitik, zu vereinzelten kriegerischen Überfällen und zu blutigen Schlachten. Es gab die Schlacht von Badr, Uhud, Chaibar sowie die Grabenschlacht. In all diesen Schlachten befolgten die Muslime die Anweisung Muhammeds, die nicht aktiv am Kriegsgeschehen beteiligten Personen wie Frauen, Kinder, Ältere und Religionsvertreter sowie Vieh und Land zu verschonen.

Letztlich gingen die Mekkaner in Hudaibiya mit den Muslimen einen Friedensvertrag ein und erkannten so zum ersten Mal sie offiziell an. Nach dem dennoch eine Gruppe Mekkaner den Friedensvertrag brach, befreiten die Muslime Mekka –fast gänzlich ohne Blutvergießen (es starben lediglich 13 Mekkaner bei einem Angriff auf die Muslime). Nach der Einnahme der Stadt erließ Muhammed eine Generalamnestie, es blieb jeder Herr über sein Hab und Gut. Von der Generalamnestie waren zehn 10 Personen ausgeschlossen, die in der Vergangenheit schwerste Verbrechen gegen die Muslime begangen hatten. Drei von ihnen wurden getötet, einige flüchteten und andere wiederum baten um Vergebung. Und tatsächlich vergab Muhammed ihnen. Zu diesen Personen gehörten auch welche, die Muhammeds engsten Gefährten und Verwandten umgebracht hatten wie z.B. Vahschi, der Muhammeds Onkel Hamzas Leben genommen hatte. Muhammed lebte den Koran vor und setzte strikt Allahs Regeln um. In Sure 7 Vers 199 fordert Allah: "Vergebe, übe Nachsicht, gebiete das Rechte und wende dich von den Unwissenden ab.“
Die Stellung Muhammeds im Islam

Der Koran sieht in Muhammed ein Vorbild für die Menschen in allen ihren Lebenslagen an. Er lobt ihn in zahlreichen Versen. So heißt es in der Sure 33 Vers 21: "„Jene, die auf den Jüngsten Tag hoffen und viel an Allah gedenken, haben im Gesandten Allahs ein schönes Beispiel." Mohammed verkörperte beispielhaft den Willen Allahs auf Erden, er lebte den Koran und die Gottergebenheit vor. Seine Erklärungen sowie seine Verhaltens- und Lebensweisen, die von seinen Gefährten festgehalten und als so genannte Prophetentraditionen (Sunnah) überliefert wurden, dienen nach dem Koran als zweite Rechtsquelle des Islams. Während der Koran die Regeln festlegt (das „was“), erklärt die Sunnah die Umsetzung der Regeln (das „wie“). Muhammeds Vorbildfunktion erstreckt sich in alle Lebensbereiche eines Muslims. Sie finden sowohl für ihr Diesseits als auch für ihr Jenseits eine Orientierung, in dem sie sich danach richten, wie er gelebt und was er empfohlen hat. Muhammeds Leben ist der Weg, der sie zu Allah führt.
Muhammed und die Stellung der Frau im Islam

Die Ehe Muhammeds mit seiner ersten Frau Chadischa hielt 20 Jahre und endete mit Ihrem Tod; in dieser Zeit hatte er keine weiteren Ehefrauen. Nach dem Tode Chadischas ging Muhammed mit mehreren Frauen eine Ehe ein. Bis auf eine handelte es sich um geschiedene oder verwitwete Damen. Einer der Gründe für seine Polygamie mag darin begründet sein, dass er mit der Eheschließung die Versorgung dieser verwitweten bzw. geschiedenen Frauen und ihrer Kinder übernahm. Auch mag die Mehrehe bewirkt haben, dass die Ehefrauen ihr Wissen über den Islam an die Frauen in der Umgebung weitergeben konnten. Der Informationsfluss von Frau zu Frau ging damals sicher einfacher vonstatten als von Mann zu Frau, zumal bestimmte religiöse Pflichten oder Probleme nur Frauen betrafen (wie z.B. das Fasten während der Menstruation. Der wohl wichtigste Grund war politischer Natur, denn die Heirat mit einer Frau aus einem wichtigen Stamm bedeutete die Herstellung einer engen Bindung an die Gemeinschaft der Muslime. 

Sofern seine derzeitige Frau mit seiner Mehrehe einverstanden ist, darf im Islam ein Mann mehrere Frauen heiraten. In diesem Fall muss er aber sicherstellen, diese sowohl finanziell als auch emotional gleich zu behandeln. Frauen dürfen übrigens im Islam ausdrücklich selbst entscheiden, ob, wann und wen sie heiraten. Auch eine Scheidung ist erlaubt und darf von beiden Seiten ausgehen. Die Frau darf bei einer Scheidung auch eine finanzielle Entschädigung von ihrem Ex-Mann einfordern.

Auch in der islamischen Welt sind heute eine Reihe von Benachteiligungen von Frauen zu beobachten. Diese zu missbilligenden Haltungen und Handlungen laufen der Lehre von Koran und Sunnah grundlegend zuwider. Ein Beispiel für die Benachteiligung der Frau, die der Koran verbietet, ist ihr Ausschluss von einer umfassenden Schulbildung: Der Koran fordert ausdrücklich Männer und Frauen gleichermaßen sich weiterzubilden und auch Muhammed äußerte sich unmissverständlich zu diesem Thema:  "Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau". Allah, vor dem wir am Tag des Jüngsten Gerichts Rechenschaft ablegen müssen, teilt uns  in Sure 4 Vers 124 ausdrücklich und unmissverständlich mit, dass er uns ausschließlich nach unserem Handeln und Unterlassen auf dieser Welt bewerten wird und nicht nach unserem Geschlecht: “Wer als Gläubiger rechtschaffen handelt, egal ob Mann oder Frau, wird in das Paradies eintreten und nicht im geringsten Unrecht erfahren.”

Der Islam wird heutzutage auch wegen seines Erbrechts kritisiert, das Frauen und Männer hinsichtlich ihres vorgeschriebenen Erbanteils ungleich behandelt. Mit Blick auf die hiesige Zeit und Gesellschaftsstruktur ist diese Kritik nachvollziehbar. Zur Zeit der Offenbarung des Korans vor 1.400 Jahren stellte sich die Sachlage jedoch grundlegend anders aus. Es ist keine Unterbreitung, wenn man feststellt, der Islam habe die Stellung der Frau in der Gesellschaft revolutioniert. Vor der Offenbarung des Korans war die arabische Welt von einem System geprägt, das darauf abzielte, Macht, Vermögen und Besitz möglichst innerhalb des eigenen Stammes zu halten. So wurden die Stämme gestärkt und der Wohlstand Stammesmitglieder bewahrt. Eine Frau, die in einen anderen Stamm hinein heiratete, wurde automatisch zu dessen Mitglied. Sie gehörte samt ihrem Reichtum und Besitz dem neuen Stamm an. Der Beginn der Offenbarung des Korans führte nicht gleich zu einer Auflockerung der Stammeszugehörigkeitsstrukturen. Um diese Strukturen zu schwächen und stattdessen die familiären Bindungen zu stärken und die Stellung von Frauen zu verbessern, führte der Koran das Erbrecht innerhalb der Familie ein und teilte weiblichen Blutsverwandten –also Mutter, Tochter, Schwester– bestimmte Erbteile zu. Den Männern, den er den finanziellen Unterhalt und die Versorgung der Familie auferlegte, teilte er einen größeren Erbanteil zu als Frauen. Frauen können über ihren Erbanteil frei verfügen, ohne dass ihr Mann oder ihre Familienangehörige einen Anspruch darauf erheben können. Auch haben Frauen gänzlich keine Verpflichtung etwas zum Familienunterhalt beizusteuern. Gehen sie einer Erwerbstätigkeit nach, können sie frei über ihr Einkommen verfügen. 
Der Islam und der Zwang 

Ein Muslim, der seine Religion nicht als Bestandteil seiner Kultur begreift, sondern sich mit ihr auch wirklich ein wenig beschäftigt, wird ganz schnell das Grundprinzip des Islams erkennen: der Glaube ist ein Faktum der Innerlichkeit; er muss aus dem Herzen kommen und nur Allah ist fähig in das Innere eines Menschen zu schauen. Ein Lippenbekenntnis hat im Islam keine Gültigkeit. Daher ist ein Zwang total abwegig, er kann die inneren Werte, Entscheidungen und Entschlüsse nicht beeinflussen. Natürlich kann man jemanden zur Aussprache irgendeines Glaubensbekenntnisses zwingen. Jedoch erreicht man damit nur Scheinheiligkeit, ein Glaube wird daraus nicht verwirklicht.

Muslime glauben daran, dass sie alles Gute nur deshalb tun, weil sie Allahs Wohlgefallen erlangen möchten. Und sie verzichten auf alles Schlechte, um vor Allah keine Rechenschaft dafür geben zu müssen. Alle ihre Taten werden protokolliert und ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts vorgestellt. Entsprechend aller guten und schlechten Taten wird entschieden, ob der Gläubige es direkt in das Paradies geschafft hat oder ob er erst in der Hölle für seine schlechten Taten bestraft wird und später in das Paradies kommt oder ob er für immer und ewig in der Hölle verweilen muss. Bei der Bewertung der Handlungen der Gläubigen berücksichtigt Allah allerdings stets die Motivation der Gläubigen. Beabsichtigt er bei der Ausübung einer guten Tat ausschließlich Allahs Wohlgefallen oder verfolgt er andere Absichten wie z.B. sich seiner Umwelt als einen „guten Samariter“ zu präsentieren, Werbung für sein Business zu machen oder eine sonstige Gegenleistung zu erwarten. Wenn er Hintergedanken hat und nicht ausschließlich Allahs Wohlwollens wegen handelt, so hat seine gute Tat vor Allah keinen Wert. So kann beispielsweise ein Mensch einen großen Teil seines Vermögens an Bedürftige spenden. Wenn hinter dieser Tat aber nicht Allahs Wohlwollen steht sondern weltliche Dinge wie Politik oder Werbung, dann hat diese Spende vor Allah keinen Wert.

Unternimmt man eine Handlung, die suggeriert, man tue es aus dem Glauben heraus, aber man ist mit dem Herzen nicht dabei, dann kann man seine Umwelt wie Nachbarn, Verwandtschaft und Gemeinschaft ohne Weiteres betrügen. Aber Allah kann man nicht betrügen, er kann in unser Herz einsehen und kennt unsere Motivation. Wer betet, fastet, Almosen spendet oder ein Kopftuch trägt, weil irgendwelche Menschen dies gutheißen oder es von uns erwarten, so sind alle Bemühungen vor Allah wertlos. Allah akzeptiert nur die guten Taten, die aus dem Herzen kommen. Aufgezwungene Handlungen haben keinerlei Wert. Muslimische Eltern, die ihre Tochter zwingen ein Kopftuch zu tragen oder ihre Kinder zwingen im Ramadan zu fasten, haben das Wesen ihrer gänzlich nicht verstanden. Weder erhalten diese Kinder den Zugang der Liebe an Allah, noch begreifen sie den wirklichen Sinn hinter ihren Handlungen.

Genauso wie es Muslime gibt, die ihre Religion nicht richtig verstehen, sie ihren Kindern nicht mit Liebe und Verständnis beibringen, sondern einen heuchlerischen Zugang wählen, gibt es natürlich auch welche, die ihre Religion kulturell und politisch begreifen, sie missbrauchen oder sich von dubiosen Führern in die Irre führen lassen. In manchen Ländern haben die Muslime zudem gar keine Wahl, sie werden gezwungen die Staatsdoktrin zu glauben und wenn sie es nicht tun, werden sie verfolgt. So schreiben nicht nur gegenwärtige Regimes wie Saudi-Arabien und Iran sondern beispielsweise auch die wieder in Afghanistan herrschenden Taliban den Menschen ihren Glauben mehr oder weniger exakt vor. Allerdings verordnen nicht nur fundamentalistische Staaten und radikale Milizen den Menschen ihre eigenen Glaubensansichten, säkulare Diktatoren gehen ebenfalls so vor. Ein Beispiel hierfür sind die mittlerweile gestürzten und getöteten säkularen Diktatoren Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi.

Die deutliche Mehrheit der etwa 1,8 Milliarden Muslime lebt Hand in Hand mit nicht-muslimischen Nachbarn in Frieden. Muslime, die sich nie selbst mit ihrer Religion beschäftigt haben, irgendwelchen dubiosen Führern blind folgen und falsche, dem Islam widersprechende Positionen einnehmen, bringen aber leider scheinbare Muslime hervor, die die Positionen des Islams total umkehren, Schreckliches propagieren und Böses praktizieren. Letztlich zählen die Fakten. Wer den Islam für seine Machtzwecke missbraucht, ihm zuwider handelt, ihm daher gar schadet, der kann faktisch kein Muslim sein -auch wenn die Person sich so bezeichnet und selbst daran glaubt.Um es mit einer Analoge verständlicher zu machen: jemand, der sich selbst als einen lupenreinen Demokraten ansieht, aber Waffen auf andere richten lässt und diese zwingt ihr Hab und Gut aufzugeben und zu flüchten, mag sich als einen Demokraten begreifen und sich möglicherweise auch so betiteln. Aber das macht ihn dennoch nicht zu einem Demokraten. Nicht die Bezeichnungen sind entscheidend, sondern die Taten.

Jeder kann behaupten und denken, was er möchte. Allerdings weiß Allah, der in unsere Herzen schauen kann, wer ein wahrer Muslim ist. Niemand kann Angriffe, Morde und bestialische Terroranschläge mit irgend einer Religion rechtfertigen. Eine Religion ist der Glaube an den Frieden und das emphatische Miteinander. Keine Haltung und keine Handlung, die die Atmosphäre der Sicherheit und das Wohl der Menschen beeinträchtigt, kann ihre Referenz in irgendeiner Religion finden. Jeder terroristische Angriff, sei er gegen Menschen oder ihre Gebetsstätten gerichtet, ist ein Akt der Barbarei.
Der Islam und die Toleranz

Toleranz ist der Kern der islamischen Ethik. Toleranz bedeutet, niemanden zu missbilligen, andere nicht zu kränken und zu demütigen. Ebenso bedeutet es, anderen zu vergeben sowie Angehörige anderen Glaubens und anderer Weltanschauungen zu tolerieren. Toleranz vermehrt die Liebe zwischen den Menschen und  baut Hass und Groll ab.

Muslime, die nur für den Islam um Toleranz bitten, kennen entweder den Islam nicht. Oder es geht ihnen gar nicht um die Religion, sondern um weltliche Dinge wie Politik und Macht. Denn Toleranz ist das Aufzeigen von Verständnis und Respekt gegenüber unterschiedlichen Gedanken, Identitäten und Glaubensüberzeugungen. Toleranz ist die Bemühung für das gemeinsame Zusammenleben mit diesen Unterschieden. Ein wahrer Muslim steht für die Religionsfreiheit aller Menschen ein, respektiert alle Menschen, hilft allen Menschen, ist gleich nach seiner Familie als nächstes seinen Nachbarn verpflichtet und verachtet nicht nur jeglichen Hass, sondern geht mit den ihm gegebenen Mitteln auch gegen solchen Hass vor. Wenn er gar nichts ausrichten vermag, dann betet er zu Allah und bittet um Hilfe.

Die Erschaffung der Menschen mit verschiedenen Sprachen und unterschiedlichen Hautfarben ist das Zeichen der unendlichen Macht Allahs, das in Sure 30 Vers 22 wie folgt beschrieben wird: “Und zu Seinen Zeichen gehört die Erschaffung von Himmel und Erde und auch die Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Darin sind wahrlich Zeichen für die Wissenden.“ Muslimen gibt der Koran vor Andersgläubige und Nichtgläubige zu respektieren. In der Sure 49 Vers 13 heißt es: „Oh ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt.“ Muhammed erklärte dazu: „Euer aller Stammvater ist Adam. Ein Araber ist nicht besser als ein Nicht-Araber, und ein Nicht-Araber ist nicht besser als ein Araber, und ein Weißer ist nicht besser als ein Schwarzer und ein Schwarzer ist nicht besser als ein Weißer.“ In Vers 8 der Sure 5 fordert Allah von den Gläubigen unmissverständlich Gerechtigkeit zu üben: „...Und der Hass gegen eine Gruppe soll euch nicht dazu verleiten, anders als gerecht zu handeln.  Seid gerecht, das ist dem Wohlwollen Allahs näher...“.

Der Koran stellt klar, dass es keinen Anspruch gibt alle Menschen müssten Muslime werden. Vielmehr macht er unmissverständlich deutlich, dass die Verschiedenartigkeit der Welt von Allah so gewollt ist. So heißt es in Sure 5 Vers 48: „…Für jeden von euch haben Wir Richtung und Weg bestimmt. Hätte Allah gewollt, er hätte euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht, doch wollte Er euch mit dem prüfen, was Er euch gab. Wetteifert darum um das Gute!..." Muhammed, der seinen Anhängern den Koran vorlebte, zeigte gegenüber Angehörigen anderer Religionen großen Respekt und menschliche Nähe. Seine Anhänger lehrte er, dass sie ihre Mitmenschen stets mit Güte und Toleranz behandeln sollen und dass allen Menschen die freie Wahl obliegt, den Glauben an Allah zu finden oder ihn abzulehnen. Der Kalif Omar, das dritte Staatsoberhaupt nach Muhammed, erlaubte seinem Heer nicht einmal in einer Kirche das islamische Ritualgebet zu verrichten, um nicht die Gefühle der Christen zu verletzen. Der Islam erlegt Muslimen auf, insbesondere Juden und Christen mit Respekt und Gerechtigkeit zu begegnen. Mit ihnen haben Muslime die monotheistische Tradition gemein, die auf den Propheten Abraham zurückgeht. Aber ihr Respekt und ihre Toleranz sind natürlich nicht auf Juden und Christen beschränkt, sie sind vielmehr gegenüber allen Menschen gerichtet. Ein Muslim muss mit allen Andersdenkenden und Andersgläubigen gütig umgehen und deren Einstellungen und Meinungen respektieren. Menschen mit Gewalt und Zwang zum Islam zu bekehren, ist keine Botschaft Allahs. So heißt es in:

Sure 29 Vers 46: „Streitet mit Juden und Christen nur in schöner Weise.“
Sure 18 Vers 29: „Sprich: Die Wahrheit kommt von eurem Herrn. Wer nun will, der soll glauben, und wer will, der bleibe ohne Glauben!...“
Sure 76 Vers 3: „Wir haben den Menschen auf den rechten Weg geleitet, ob er nun dankbar oder undankbar sein mag.“
Sure 6 Vers 104: „Es sind augenfällige Beweise von eurem Herrn zu euch gekommen. Wer einsichtig wird, tut es zu seinem Wohl, und wer blind bleibt, tut es zu seinem eigenen Nachteil. Ich bin nicht Hüter über euch.“
Sure 24 Vers 54: „Sprich: Gehorcht Allah und dem Gesandten. Doch wenn ihr euch abwendet, dann obliegt ihm nur das, was ihm auferlegt ist, und euch obliegt, was euch auferlegt ist. Dem Gesandten ist nur die Übermittlung der Botschaft aufgetragen.“
Sure 39 Vers 41: „Siehe, auf dich sandten wir das Buch mit der Wahrheit für die Menschen herab. Wer sich führen lässt, tut es zu seinem Gunsten, und wer vom Weg abweicht, tut es zu seinem Schaden. Du bist nicht verantwortlich für sie."
Sure 10 Verse 99-100: „Und hätte dein Herr gewollt, würden alle auf der Erde zu Gläubigen werden. Willst du etwa die Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden? Keiner Seele ist es ohne Allahs Erlaubnis möglich zu glauben….“
Sure 109 Vers 6: „Euch euer Glaube, mir mein Glaube.“ 
Sure 2 Vers 256: „Es gibt keinen Zwang in der Religion.“

Die Realität zeigt uns, dass es Menschen gibt, die diese Wahrheiten ignorieren und ablehnen. Manche von jenen Menschen halten sich sogar für aufrichtige Muslime, manche von ihnen halten sich gar für die einzig wahren Muslime. Das liegt allerdings nicht nur daran, dass sie den Koran nicht lesen (können). Sie interpretieren, deuten und dehnen die Botschaften so, dass diese ihr Weltbild unterstützen. Viele von diesen Muslimen folgen blind einem dubiosen Führer, der eine menschenverachtende Ideologie verbreitet.

Um ein Beispiel zu geben. Der Koran enthält keine Maßnahme gegen Gläubige, die den Islam verlassen. Er enthält absolut keinen Hinweis darauf, dass die sogenannten Abtrünnigen etwa getötet oder gefangen genommen werden sollen. Die unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema stützen sich nicht auf Koranverse, sondern auf einige Überlieferungen Muhammeds. Diese Überlieferungen wiederum sind nicht eindeutig, es gibt unterschiedliche zueinander konträre Aussagen. Und generell muss festgehalten werden, dass im Islam nur der Staat über Menschen richten darf. Wir erfahren heutzutage immer wieder, dass irgendwo auf der Welt irgendein Mob im Namen des Islams Selbstjustiz ausübt. Das ist nicht nur anti-islamisch, das ist auch ein Angriff auf den Islam. Wenn der Mensch sich gegen Allahs Regeln widersetzt und selbst Gott spielt, dann ist er ganz sicher vor Allah kein Muslim.
Der Islam und die Gewalt

Keine Religion kann selber handeln oder Gewalt ausüben. Ein Hang zur Gewalt ist kein religiöser Fakt. Der Islam versteht sich als den Weg zur Glückseligkeit. Er lädt die Menschen zum Guten ein und er beschwört sie dem Bösen fernzubleiben. Er bejaht die Vielfältigkeit und Andersartigkeit und lehnt Hass und Zerstörung strikt ab. So heißt es in Sure 5 Vers 48: „Hätte Allah gewollt, er hätte euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht – doch wollte er euch mit dem prüfen, was er euch gab. Wetteifert darum um das Gute! Euer aller Rückkehr ist zu Allah, er wird euch dann kundtun, worin ihr immer wieder uneins wart." In Sure 10 Verse 99-100 heißt es: „Und hätte dein Herr gewollt, würden alle auf der Erde zu Gläubigen werden. Willst du etwa die Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden? Keiner Seele ist es ohne Allahs Erlaubnis möglich zu glauben….“ Diese Aussage wird auch in Sure 18 Vers 29 unterstützt: „Sprich: Die Wahrheit kommt von eurem Herrn. Wer nun will, der soll glauben, und wer will, der bleibe ohne Glauben!...“

Weiterhin gibt der Koran in Sure 5 Vers 32 zu bedenken: "Wer einen Menschen am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält (…) und wenn er einen Menschen tötet, so ist es als ob er alle Menschen getötet hätte. Zu berücksichtigen ist hier auch, dass nur der Staat über Menschen richten darf und nicht der Einzelne oder ein Mob. (Selbstmord-)Attentäter, die nur Leid, Zerstörung, Vernichtung und Tod im Auge haben, leugnen Allahs Schöpfung und damit auch Allah selbst.  Angriffe, Morde und (Selbstmord-)Attentate widersprechen gänzlich dem Wesen des Islams, sie sind nicht im Entferntesten mit dem Islam zu legitimieren. Während aufrichtige Muslime an Allah glauben und in Demut leben, spielen diese Fanatiker sich als Gott auf.

Tatsächlich gibt es angebliche „Muslime“, die daran glauben, dass der Koran sehr wohl die Gewalt und sogar die  Tötung von Nicht-Muslimen legitimiere. Das propagieren Terror-Organisationen wie DAESH/IS oder Boko Haram, ihre Hassprediger und die verblendeten Anhänger. Diese Gruppen instrumentalisieren und missbrauchen den Islam entsprechend ihren (macht-)politischen Überzeugungen. Ihre dem Islam absolut gegensätzliche Haltung versuchen sie in der Regel mit dem Vers 5 der Sure 9 zu begründen. Interessanterweise beziehen sich auch die sogenannten Islam-Kritiker auf diesen Vers, der gemeinhin von Nicht-Muslimen als der Schwertvers bezeichnet wird. Diese Bezeichnung kommt weder im Koran noch in den Überlieferungen Muhammed auf. Nach Ansicht beider Gruppierungen würde dieser Vers alle anderen im Koran enthaltenen Bestimmungen aufheben, die den Umgang mit Nicht-Muslimen betreffen. Viele dieser offensichtlich irregeleiteten Menschen haben sich leider weder mit dem Islam als Ganzes beschäftigt, noch überhaupt seine Universalbotschaft verstanden. Ihre Vorgehensweise lautet: „Wir haben unsere Meinung/Ideologie und legitimieren diese mit dem Koran.“   

Im obengenannten Vers heißt es: „Wenn die Schutzmonate abgelaufen sind, dann tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, ergreift sie, belagert sie und lauert ihnen überall auf! Wenn sie aber bereuen, das Gebet verrichten und die Abgabe entrichten, dann lasst sie ihres Weges ziehen! Gewiss, Allah ist allvergebend und barmherzig.“

Wer auch die vorhergehenden Verse lesen würde, würde feststellen, dass hier eine historische Begebenheit beschrieben wird; nämlich, dass die Muslime aus Medina mit den polytheistischen Mekkanern einen Vertrag vereinbart hatten. Einige der polytheistischen Mekkaner brachen aber den Vertrag und griffen Muslime an. Obwohl ihr Leib und Leben auf dem Spiel stand, hielten sich die Muslime weiterhin an die Bestimmungen des Vertrags und antworteten nicht auf die Angriffe. In Sure 8 Vers 58 wird verkündet, dass sich die Muslime demnächst nicht mehr an den Vertrag verpflichtet fühlen könnten. In der Sure 9 wird dann erklärt, dass der Vertrags aufgekündigt wird und es wird den Mekkanern ein Ultimatum gestellt. Allah weist Muhammed an, ihnen über die Schutzmonate eine Frist einzuräumen, dann das Kriegsrecht auszurufen und danach die vertragsbrüchigen Gruppen zu bekämpfen. Die Aufforderung die Polytheisten zu töten, beruht nicht etwa auf deren Glauben, sondern einzig und allein auf ihren Vertragsbruch und Feindseligkeiten. Zugleich weist Allah Muhammed darauf hin, dass sich in der Zwischenzeit etwas an deren Gesinnung geändert haben könnte und ruft ruft ihn auf, mit ihnen zu sprechen und zu sehen, ob sie ihre Taten bereuen.

Unvoreingenommene, frei von jeder Ideologie und mit Vernunft und Verstand handelnde Menschen können nicht diesen Vers als Legitimation für Gewalt oder gar Mord heranziehen. Jemand, der dennoch daran glaubt, definiert nicht nur Andere nach seinem eigenen Gutdünken als Vertragsbrecher und sieht sich als Richter über Leben und Tod, er ignoriert auch gänzlich die Natur des Islams und spielt Gott. 
Der Islam und der Jihad

Jihad wird leider fälschlicherweise sehr oft bewusst oder unbewusst als „heiliger Krieg“ übersetzt. Dabei bedeutet Jihad weder heiliger Krieg noch überhaupt Krieg. Der Begriff des heiligen Krieges stammt vielmehr aus der Zeit der Kreuzzüge, die im Namen des Christentums sich gegen die muslimischen Staaten im Nahen Osten richteten. Im Koran werden Krieg bzw. Kampfhandlungen mit den Begriffen „harb“ und „qital“ umschrieben. Krieg und Kampfhandlungen sieht der Koran als ultima ratio an, bei der strenge Vorschriften einzuhalten sind. So müssen nicht nur Zivilisten, Frauen, Ältere, Kinder und Religionsbeauftragte der anderen Seite verschont werden, sondern auch deren Hab und Gut wie z.B. Vieh, Ernte oder Land.

Jihad bedeutet übersetzt Anstrengung und Bemühung auf dem Weg Gottes. Er steht für die grundlegendste ethische Botschaft des Islams: Richtet Euer Leben nach dem Wohlgefallen Allahs. Strebt danach, Gutes zu tun und überwindet das Böse. Der Muslim soll anstreben ein besserer  Mensch  zu  werden und  als ein soziales Wesen der Gemeinschaft nützlich sein. 

Die islamische Geistestradition differenziert zwischen dem „kleinen Jihad“ und dem „großen Jihad“. Der „große Jihad“ bezeichnet den stetigen, eigenen, inneren Kampf des Muslims um das richtige religiöse und moralische Verhalten gegenüber Allah und den Mitmenschen zu erreichen. Es zielt darauf ab dem Bösen zu widerstehen und den eigenen Charakter zu verbessern. Das kann beispielsweise die Bekämpfung einer schlechten Angewohnheit, das Streben nach Wissen und Bildung oder auch die Hilfe  für  Bedürftige sein. Der „kleine Jihad“ beschreibt die verteidigende, abwehrende Gewalt zur Verteidigung (die aktive Gewalt ist verboten).

Politische Extremisten und Terroristen missbrauchen den Jihad zur Legitimierung ihrer Untaten. Es muss unmissverständlich festgehalten werden, dass solche verblendeten Fanatiker nicht islamisch handeln. Terroristen, die angeblich im Namen des Islam Heiligtümer zerstören, Muslime wie Nicht-Muslime verletzen und gar töten, sind keine Muslime, sondern Islamfeinde. Sie werden im Jenseits von Allah für ihre barbarischen, unmenschlichen und brutalen Machenschaften  zur Verantwortung gezogen werden.
Der Islam und die Schändung seiner Begrifflichkeiten

Muslime sind über die missbräuchliche Verwendung von islamischen Begriffen sehr bestürzt. Sie lehnen Begriffe wie „Jihadisten“ und „Islamisten“ ab.

Um es dem nicht-muslimischen Leser verständlich zu gestalten, wird an dieser Stelle ein Vergleich gezogen. Ein Terrorist mit christlichem Glauben, der seine Taten mit seinem Glauben begründet, wird in den hiesigen Medien als „rechtsextremer Terrorist“ bezeichnet. Sie werden nicht von einem christlichen Terroristen lesen können. Begeht dieselbe Tat Jemand, der sich als Muslim ausgibt, wird von einem „islamistischen Terroristen“ und einem „islamistischen Terror“ gesprochen. Es ist leider ein Fakt, dass die Begriffe Terror und Islam nebeneinander gestellt werden, aber Christentum und Terror gemieden wird. Wer meint, das läge daran, dass es viel mehr „islamistischen Terror“ als „christlichen Terror“ gäbe, der begeht gleich aus zwei Gründen einen Fehler. Diese Doppelmoral hat nichts mit der Häufigkeit der Terrorfälle zu tun. Es ist sogar so, dass gar kein religiöser Hintergrund gesucht werden braucht um vom „islamistischen Terror“ zu sprechen. Vielfach reicht der ethnische Hintergrund des Terroristen oder sein Aussehen aus um seine bestialische Tat dem Islam zuzuschreiben. Zweitens gibt es gar keinen religiösen Terror, denn der Terror hat keinen Glauben, er missbraucht lediglich einen Glauben.

Wenn aufgehört werden würde, aufrichtige Muslime bewusst oder unbewusst zu verunglimpfen und jeglicher Terror, unabhängig von seinen Rechtfertigungsversuchen, gleich begriffen und abgelehnt werden würde, könnte das Böse gemeinsam und effektiver bekämpft werden.
Der Islam und die Kollektivschuld

Grundlage der islamischen Ethik ist die persönliche Rechenschaft des freien Individuums vor Allah. Jeder Mensch wird am Tag des Jüngsten Gerichts für seine eigenen Taten zur Verantwortung gezogen. Eine Kollektivschuld lehnt der Islam ab. Daher sind beispielsweise Blutfehden, die in manchen vermeintlich islamisch geprägten Ländern leider immer noch üblich sind, sind nicht nur vollkommen abwegig, sondern sie widersprechen gänzlich dem Wesen des Islams. Dass es Muslime gibt, denen ihre menschenverachtenden Traditionen wichtiger sind als Allahs Gebote und Verbote, ist ein Widerspruch in sich. Denn ein Muslim zu sein bedeutet nach Allahs Vorgaben zu leben und nicht Gott zu spielen. Es gibt weitere Beispiele dafür, dass manche hier bei uns dem Islam zugeschriebene Praktiken dem Islam total fremd sind.

Der Islam lehnt Kollektivhaftung ab und besagt, dass jeder Mensch für seine eigenen Taten verantwortlich ist und kein anderer Mensch für seine Absichten und Handlungen haftbar gemacht werden kann. Muslime sollten sich ein Beispiel am Leben Muhammeds nehmen und den Koran studieren. Dort steht ausdrücklich, dass der moralische Wert eines Gläubigen einzig und allein von seiner "Taqwa", also seiner Rechtschaffenheit und Frömmigkeit bestimmt wird. Alles andere wie das Geschlecht, die ethnische Herkunft, die Hautfarbe, etc. spielt keine Rolle. Wer nach diesem Gebot handelt, respektiert seine Umwelt, diskriminiert niemanden und verfällt keinem "Schubladendenken". 

Muslime, die ihre Religion nicht nur als Erbe von den Eltern ansehen, sondern sich mit dem Islam beschäftigt und daher den Begriff "Taqwa" begriffen haben, können nicht  „dem Westen“ die Schuld für die Gräuel an den Muslimen irgendwo auf der Welt geben oder „die Juden“ für das palästinensisch-israelische Problem verantwortlich machen. Sie können sich nicht gegenüber jüdisch aussehenden Menschen daneben benehmen oder sie sogar tätlich angreifen. Diese schändliche Haltung ist absolut unislamisch. Ein Muslim, der so vorgeht, kennt offensichtlich seine Religion nicht. Er wird nicht nur aufgrund seiner Taten, sondern auch aufgrund der Folgewirkungen im Jenseits Rechenschaft ablegen.
Rassismus und Diskriminierung

Der Islam lehnt Rassismus klar ab, er liegt völlig außerhalb des islamischen Wertesystems. Rassismus ist eine geistige ‎Erkrankung und beruht auf Unwissenheit und ‎Fanatismus. Sie lässt sowohl die Augen als auch die Herzen erblinden. Kein Mensch, ‎keine Ethnie, kein Geschlecht und keine Religion hat das Recht sich als besser als andere ‎anzusehen oder diese gar zu verachten. In seiner Abschiedspredigt verkündete Muhammed unzweideutig, dass kein Araber Vorzug ‎über einen Nicht-Araber und kein Nicht-‎Araber einen Vorzug über einen Araber, ‎kein Weißer einen Vorzug über einen ‎Schwarzen und kein Schwarzer ‎einen Vorzug über einen Weißen genießt, ‎sondern der Vorzug lediglich durch ‎"Taqwa", d.h durch die Treue zu Allahs Regeln ‎zustande kommt. Und in Sure 49 Vers 13 heißt es:  “O ihr Menschen, Wir haben euch ‎ja von einem männlichen und einem ‎weiblichen Wesen erschaffen, und Wir ‎haben euch zu Völkern und Stämmen ‎gemacht, damit ihr einander kennenlernt. ‎Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allah ‎ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, ‎Allah ist Allwissend und Allkundig.“

Der Mensch wird in seine Umwelt hineingeboren. Er hat vor seiner Geburt keinen Einfluss auf seine Hautfarbe, sein Geschlecht und seine ethnische, geographische und kulturelle Zugehörigkeit. Daher ist es falsch, wenn der Mensch mit solchen Punkten prahlt oder sich über sie beklagt. Nicht nur der Islam, sondern auch andere Religionen lehnen Diskriminierung ab und lehren den Geist des Respekts und der Liebe. Und auch der Rechtsstaat garantiert Pluralität sowie die Meinungs- und Glaubensfreiheit. Dennoch sind auch in unserer hiesigen Gesellschaft Diskriminierungen eine Realität. Sie manifestieren sich in unserem Alltag, Bewusstsein und Sprache. Diskriminierende Positionen finden in der politischen Öffentlichkeit und in den Medien immer größeren Raum; sie werden unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung als legitim gerechtfertigt. Folglich leidet das gesellschaftliche Klima unter dieser Entwicklung. Allerdings produziert, akzeptiert und verstärkt wiederum dieses Klima die Selbstverständlichkeit der Diskriminierung, so dass bei weitem nicht alle Übergriffe gemeldet, sondern vielfach von den Betroffenen hingenommen werden.

Die zunehmend tätlich werdenden Übergriffe auf Muslime, ihre Gotteshäuser und Friedhöfe und die Diffamierung Muhammeds und des Korans stiften gesellschaftliche Unruhe und belegen, dass die vorherrschende Islamophobie schon längst zur Islamfeindlichkeit ausgeartet ist. Muslime erfahren überall im Alltag Benachteiligungen, von der Bildung bis hin zur Wohnungssuche. Kopftuch tragende Frauen und Mädchen bekommen leider sehr oft die Wut von verblendeten Fanatikern ab, nicht selten werden sie auf offener Straße fremdenfeindlich beleidigt und tätlich angegriffen. Das Schweigen von Politik und Gesellschaft zur Alltagsdiskriminierung und zu Übergriffen auf Muslime verstehen nicht zuletzt rechtsextremistische Extremisten zumindest als eine stillschweigende Duldung ihrer Aktionen.

Muslime in Deutschland positionieren sich gegen Hass, Gewalt und Terror, unabhängig davon, aus welcher Richtung Terror und Gewalt kommen, ob religiös begründet oder politisch motiviert. Daher laden sie alle Menschen ein mit Redlichkeit, Anteilnahme und Mitgefühl mit ihnen den Weg des Verstandes, der Weisheit und des Herzens zu gehen. Von den Verantwortlichen erwarten und erhoffen sie sich, dass bei rassistischen und islamfeindlichen Aktivitäten die gleiche Sensibilität und Entschlossenheit an Tag gelegt wird, wie bei Bekämpfung von rassistischen Übergriffen gegenüber anderen Gruppierungen.
Die Grundsäulen des Islam

Der Islam legt dem Muslim Aufgaben auf, die er gegenüber Allah, seinen Mitmenschen und seiner Umwelt einzuhalten hat. Diese sind in den fünf Säulen des Islam definiert.

1) Glaubensbekenntnis/ Schahada
Jemand, der sich zum Islam bekennen möchte, muss das Glaubensbekenntnis aufsagen und dies mit reinem Gewissen dem Herzen bezeugen. Das impliziert, dass das Bekenntnis nicht erzwungen werden darf. Der Glaube ist eine Sache des Herzens und des Gewissens. Im türkischen wird das  Glaubensbekenntnis als Kelime-i Şehadet bezeichnet, im Arabischen spricht man von Schahada. Eine Taufe wie im Christentum gibt es übrigens nicht, ebenso wie es keine Erbsünde gibt, von der man sich reinigen müsste.

Das Glaubensbekenntnis lautet: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt und ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist.“

2) Das Pflichtgebet  / Salah
Der Islam schreibt die fünfmalige Verrichtung des rituellen Pflichtgebets vor: am Morgen, Mittag, Nachmittag, Abend und in der Nacht. Im arabischen wird das Pflichtgebet als Salah und im türkischen als Namaz bezeichnet. Das Pflichtgebet enthält vorgeschriebene Bewegungsabläufe, bei denen der Muslim bestimmte Körperhaltungen einzunehmen hat. Diese können wie folgt unterteilt werden: Das Stehen, die Verbeugung, die Niederwerfung sowie das Sitzen. Während jeder dieser Haltungen rezitiert der Gläubige aus dem Kuran und spricht an bestimmten Stellen spezielle Lobpreisungen und Bittgebete aus.

Dass das Pflichtgebet nach dem Glaubensbekenntnis gleich als zweites kommt, ist kein Zufall; es wird auch als der Pfeiler des Islams bezeichnet. Ohne das Pflichtgebet zu verrichten, ohne dieser höchsten Pflicht nachzukommen, kann das religiöse Leben des Muslims nicht im Einklang sein. Das Pflichtgebet hält den Gläubigen auf dem Pfad der Tugend, es erinnert ihn Gutes zu tun und dem Schlechten fernzubleiben.

3) Das Fasten im Ramadan  / Saum
Die dritte Säule des Islams ist das rituelle Fasten im Monat Ramadan. Sie wird im arabischen als Saum und im türkischen als Oruç bezeichnet. Der Gläubige verzichtet von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf jeglichen Verzehr von Speisen, Getränken, Genussmitteln sowie auf Sex. Nicht alle Muslime sind zum Fasten verpflichtet. Der Gläubige muss (wie bei allen religiösen Pflichten auch) im Besitz seiner Geisteskräfte sein, er muss gesund sein und er muss die Pubertät erreicht haben. Frauen haben einen Sonderstatus. Während ihrer Menstruation ist das Fasten nicht gestattet. Schwangere und stillende Frauen können fasten, müssen es aber nicht. Sie müssen in diesen Fällen das Fasten später nachholen. Das gilt auch für Kranke. Menschen, die beispielsweise aufgrund einer chronischen Krankheit das Fasten nicht später nachholen können, müssen hierfür an Bedürftige eine Ersatzleistung spenden.  

Dank dem Fasten soll der Geist den Körper kontrollieren. Der Gläubige soll lernen, mit jenen mitzufühlen, die hungrig oder durstig sind und sich in dieser Zeit besonders den Bedürftigen widmen. Der Fastenmonat endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens, manchmal auch als Ramadanfest bezeichnet. Im arabischen spricht man von "Eid al-fitr" und im türkischen "Ramazan bayramı". Die Bezeichnung "Zuckerfest" wird als eine Abwertung des religiösen Hintergrunds des Festes verstanden und wird üblicherweise von islamfernen Menschen verwendet.

4) Die Sozialabgabe / Zakah  
Die vierte Säule ist die Sozialabgabe, arabisch Zakah und türkisch Zekat. Das Wort Zakah bedeutet im arabischen so viel wie „reinigen" oder „vermehren". Wohlhabende Muslime sind verpflichtet, einmal im Jahr an Arme und Bedürftige 2,5% ihres Vermögens zu spenden, um so ihr Vermögen zu „reinigen“ und mit Allahs Segen zu vermehren.

Diee Sozialabgabe fördert den Zusammenhalt unter den Menschen. Die Wohlhabenden teilen mit den Bedürftigen und lindern ihr Leid. Berücksichtigt man die Verteilung des Wohlstands auf der Welt, so stellt man schnell fest, dass wir eine viel fairere Welt mit viel weniger Hunger und Elend hätten, wenn alle wohlhabenden Menschen eine solche Sozialabgabe entrichten würden.

5) Die Pilgerfahrt nach Mekka / Hadsch  
Die fünfte Säule des Islams ist die Wallfahrt nach Mekka, arabisch Hadsch und türkisch Hac. Jeder wohlhabende Muslim muss einmal in seinem Leben im Monat Dhu'l-Hidschdscha zu der Kaaba in Mekka pilgern. Die Kaaba ist das Zentralheiligtum der Muslime. Es handelt sich um ein einfaches, aus Stein errichtetes Gebäude, das nur zur Anbetung Allahs besteht und Muslimen die Gebetsrichtung des rituellen Gebets vorgibt.

Zum Abschluss  der Wallfahrt  wird das "Opferfest" gefeiert. Auf arabisch heißt das Fest "Eid ul-Adha" und auf türkisch "Kurban bayramı". Es wird im Gedenken an die Bereitschaft Abrahams seinen Sohn Ismael zu opfern, Klein- und Großvieh geopfert und an Bedürftige verteilt. Während der Hadsch die Einheit und Zusammengehörigkeit der Muslime ausdrückt, beschreibt das Opferfest mit seiner symbolischen Sprache die Gottergebenheit der Muslime.
Die sechs Elemente des Glaubens

Der Glaube, im arabischen und türkischen iman, ist im Islam auf sechs Grundlagen aufgebaut. Der Gläubige glaubt an:

• Allahs Einheit
• Allahs Propheten wie z.B. Adam, Noah, Abraham, Moses, Salomon, Jesus und Muhammed
• Allahs heiligen Schriften wie Tora, Psalmen, Bibel und Koran
• Allahs Engel wie Gabriel, Michael, Israfil und Azrael
• Den Tag des Jüngsten Gerichts und die Auferstehung
• Die Vorherbestimmung: alles Gute und Böse wird von Allah erschaffen 

Der sechste Punkt wird oft missverstanden. Außenstehende denken, im Islam sei der Mensch ein hilfloses Geschöpf, das von seinem Schicksal fortgetragen werde. Das ist mitnichten der Fall. Hier eine kurze Erklärung:

Es gibt gewisse Dinge, die obliegen Allah. So kann der Mensch beispielsweise vor seiner Geburt weder sein Geschlecht noch seine Hautfarbe, seinen Geburtstag oder seine Eltern bestimmen.

Aber all' die Dinge im Leben, die der Mensch selber beeinflussen kann, liegen in seiner Hand. Allah hat den Menschen mit Verstand, freiem Willen und der Fähigkeit erschaffen zwischen Gut und Böse entscheiden zu können. Allerdings weiß Allah bereits, wer sich wann und wie entscheiden wird, denn er verfügt über ein grenzenloses Wissen. Dass er das weiß, bedeutet nicht, dass er den Menschen seine Entscheidung aufzwingt. Der Mensch trifft die Entscheidung und Allah erschafft die Folgen seiner Tat bzw. seinem Unterlassen.

Fazit:

Der Islam ist die Religion Allahs seit Anbeginn der Zeit ist, noch ehe die Schöpfung begonnen hatte. Die zentrale Botschaft ist, dass es keinen wei-teren Gott neben Allah gibt und dass jeder Mensch entsprechend seiner Taten sein Glück oder Unglück für die Zeit im Jenseits schafft.

Toleranz ist der Kern der islamischen Ethik. Toleranz bedeutet, nieman-den zu missbilligen, andere nicht zu kränken und zu demütigen. Ebenso bedeutet es, Anderen zu vergeben sowie Angehörige anderen Glaubens und anderer Weltanschauungen zu tolerieren.

Im Unterschied zum Christentum kennt der Islam keine Taufe und es bedarf keines Vermittlers zwischen Allah und dem Menschen. Daher gibt es keine kirchenähnliche Institution. Muhammad ist der moralische  Kompass der Muslime, sie schätzen ihn als den gelebten Koran; jedoch vergöttern sie ihn nicht, er ist und bleibt nur ein Mensch -übrigens wie auch Jesus gemäß islamischer Lehre.
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